Nun, der Anfang war auch recht schwer in St.Aegyd. Inmitten des Marktfleckens fand man eine Wiese, auf der sich die "Fußball-Narrischen" in den frühen zwanziger Jahren austobten. Mit viel Mühe wurde daraus ein Platz, der knapp 60x45 Meter maß. Für 22 Spieler war das entschieden zu wenig, aber in St.Aegyd wusste man Rat. Man spielte eben mit Neuner-Mannschaften.

 Das benachbarte Hohenberg, wo zu gleicher Zeit die Jugend vom Fußballfieber gepackt wurde, gab den ersten Gegner ab und wurde zweimal hintereinander mit 8:3 und 6:1 geschlagen. Ein 9:2 Sieg in Mariazell zählte zu den weiteren Ruhmestaten der St.Aegyder Neun.

Unter Leitung des Obmannes Franz Fischer und Mithilfe aller Spieler und Anhänger ging man 1926 daran, den Platz zu vergrößern und auch den Berg auf der einen Seite abzutragen, von wo der Flügelstürmer früher, in luftiger Höhe stehend, seine Flanken "herunterrollen" ließ. Es kostete viel Schweiß und Ausdauer, aber am Ende war doch ein reguläres Spielfeld von 90x50 Metern fertig. Es kamen Sitzplätze und eine Kabine dazu. St.Aegyd hatte nun eine Anlage, um die es so mancher Fußballverein im "Flachland" beneidete.

Nun wurde natürlich aus der "Neun" eine "Elf" und die Wiener Schiedsrichtermannschaft gehörte zu den ersten Teams, mit denen St.Aegyd eine herzliche Sportkameradschaft schloss. Die erste vollständige Mannschaftsaufstellung des SC St.Aegyd lautete: Hörmann; Fürst, Nikoll; Schweiger, Rischka, Stedry; Wolf, Martin, Fischer, Hugo und Fanz Bigl.

 Seit der Anmeldung beim ÖFB wuchs der Spielverkehr und damit nahm auch die Spielstärke zu. Auch die Einladung von Gastspielen des St.Pöltner Sportklubs trug zur Qualitätssteigerung bei den Spielen bei. So brachte einmal Sturm 19 vorsorglich den bereits zu Rapid Wien abgewanderten "Bimbo" Binder als Gast mit und wurde dennoch am Ende von St.Aegyd mit 7:5 geschlagen. Nun war es höchste Zeit, sich am Punktewettbewerb zu beteiligen.

Die Erfolge blieben auch nicht aus. Von Anfang an sicherte sich die St.Aegyder Elf jedes Jahr einen Platz im Mittelfeld. Die Schlagkraft des Vereines stieg durch die wachsende Erfahrung weiter, und immer wieder fanden sich genug junge Burschen, die in die erste Mannschaft nachdrängten. Nachwuchssorgen gab es in diesen Zeiten nicht.

Der Krieg unterbrach mit einem Mal die jähe Aufwärtsentwicklung. Die meisten Spieler rückten ein und der Spielbetrieb ruhte jahrelang vollkommen.

 Als sich 1945, wenige Wochen nach dem Kriegsende, das sportliche Leben wieder zu regen begann, gab es arge Lücken im Gefüge der einstigen Mannschaft. Bewährte Leute wie Stehlik, Csandl, Hawelka und Fürst waren gefallen, andere sind bis jetzt vermisst oder nicht mehr heimgekehrt. Der Mittelstürmer Franz Mitterböck, einst eine Hauptstütze der Elf, und die Brüder Pospischil konnten wegen Kriegsverletzungen keinem Ball mehr nachjagen. Es sah wirklich traurig aus.

 Nichts spricht wohl deutlicher für die sportliche Kraft des SC St.Aegyd, als die Tatsache, dass dennoch sofort wieder Spielbetrieb aufgenommen wurde, der Verein als USC 1946 in die Meisterschaft der 2. Klasse eintrat und 1947 bereits in der 1. Klasse landete! Und auch hier machte St. Aegyd keine schlechte Figur. Obwohl die Gruppe West-Mitte zu den spielstärksten der I. Klasse gehörte, landete der USC nach dem ersten Durchgang der Meisterschaft mit sieben Punkten auf einem immerhin ehrenvollen Platz im Mittelfeld.

Von der alten Garde, also den Spielern, die schon vor dem Krieg zur Mannschaft gehörten, waren nur noch August Mitterböck, Wagner, Langheiter und fallweise Sommerauer tätig. Dazu hatten sich neue Könner gesellt, von denen vor allem Schmidt, Heini II, Alfred Steiner, Spenger, Meidl, Mühlbacher, Wagner, Csandl II, Brunner, Mantai und Wallner erwähnt werden sollen.

Der tüchtige Nachwuchs, der einstweilen in Jugend- und Schülermannschaften noch "wild" spielte, wartete darauf, dass bald eine Konkurrenz geschaffen wird, in die er sich einschalten kann.

 Mehr als ein halbes Jahrhundert ist seither vergangen, und der SC St.Aegyd hat in dieser Zeit so manche Höhen und Tiefen erlebt, hat Meistertitel in drei verschiedenen Klassen errungen, hat hervorragende Spieler hervorgebracht, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Da gab es zum Beispiel den Rudi Wochner, der in den vielen Jahren, in welchen er der Kampfmannschaft zur Verfügung stand, ziemlich genau 200 Tore für den SC geschossen hat. Ein weiteres St.Aegyder Urgestein war Siegfried Gravogl, Kapitän und Mittelfeldregisseur und stets Vorbild an Einsatz und Kampfkraft. Einmal schoss er beim 8:1 Sieg gegen Pyhra 7 Tore! Die Liste der verdienten Spieler beim SC ließe sich aber noch lange fortsetzen.

Der Sportclub entwickelte sich aber im Laufe der Zeit auch zu einem Verein, der im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben Fuß fassen konnte. Seit vielen Jahren wird der Maskenball organisiert, beim traditionellen St.Aegyder Bauernmarkt bietet der SC auf Holzkohlen gegrillte Makrelen an.

Und wenn das Engagement aller anhält, kann hoffentlich auch noch der "Hunderter" gefeiert werden.